Fachkräftemangel in der Hotellerie: Neue Wege

Fachkräftemangel in der Hotellerie – Warum die Branche neue Wege gehen muss

 Wenn es an Personal fehlt, müssen die Serviceleistungen eingeschränkt werden, was zu unzufriedenen Gästen und einem Verlust wichtiger Einnahmen und Umsätze führt. Mitarbeiter müssen Aufgaben des fehlenden Personals erledigen, sind überlastet und unzufrieden, was das Betriebsklima verschlechtern kann. Ein Problem führt zum Nächsten und der Weg aus dem Teufelskreis heraus wird immer schwieriger. Doch wie steht es den aktuell wirklich um den Fachkräftemangel in der Hotellerie und welche Lösungsansätze gibt es dafür?

Fachkräftemangel als größtes wirtschaftliches Risiko für die Tourismusbranche

Der Fachkräftemangel stellt bereits seit einigen Jahren eine zunehmende Herausforderung für Unternehmen verschiedener Branchen in Deutschland dar. Im Gastgewerbe zeigen Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bereits seit 2015 einen deutlichen Anstieg der Stellenüberhänge im Bereich der Speisenzubereitung (Köchinnen/Köche). Laut einer Studie von Küblböck und Standar (2016) prägte die Thematik bereits 2016 die Managementpraxis von Hotelbetrieben in Deutschland. Damals konnten die meisten Betriebe diese Engpässe noch kompensieren, seit der Corona-Pandemie zeigt sich jedoch ein anderes Bild.

Laut einer aktuellen Studie des KOFA stehen rund 44.000 offenen Stellen für Fachkräfte in den Hotel- und Gaststättenberufen rund 29.000 entsprechend qualifizierte Arbeitslose gegenüber. Eine Besserung des Fachkräftemangels im Gastgewerbe zeichnet sich nicht ab.

Besonders betroffen sind die Hotellerie, wo derzeit 42,8 Prozent der offenen Stellen nicht mit geeigneten Arbeitsuchenden besetzt werden können, und die Gastronomie, wo dies auf 40,1 Prozent der offenen Stellen zutrifft. Die größte Fachkräftelücke besteht laut Studie bei Köchen und Köchinnen, hier fehlen bundesweit 7.555 Fachkräfte.

Top-10-Engpassberufe in den Hotel- und Gaststättenberufe
(gleitender) Jahresdurchschnitt zum 30.06.2023

Tabelle der Top 10 Engpassberufe in den Hotel- und Gaststättenberufen
Quelle: IW-Fachkräftedatenbank auf Basis von Sonderauswertungen der BA und der IAB-Stellenerhebung, 2023 (eigene Darstellung)

Die Gründe sind vielfältig – allen voran der demografische Wandel. Kurz gesagt: Eine steigende Nachfrage und damit ein steigender Personalbedarf trifft auf eine sinkende Zahl von Menschen im erwerbsfähigen Alter. Aber auch technologische und gesellschaftliche Entwicklungen spielen eine Rolle. Durch die Digitalisierung und neue Technologien sind eine Vielzahl neuer Berufsfelder entstanden, die der nachwachsenden Generation mehr Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten bieten. Viele junge Menschen ziehen es daher vor, zu studieren oder sich ein innovatives und technologieorientiertes Arbeitsumfeld zu suchen, anstatt in die klassische Hotellerie einzusteigen.

Zudem haben sich viele Beschäftigte im Zuge der Corona-Pandemie aus Unsicherheit neu orientiert und sind in andere Branchen gewechselt. Einige haben sich an geregelte Arbeitszeiten ohne Wochenend- und Schichtarbeit gewöhnt und wollen nicht mehr zurück. Noch wesentlicher wirkt sich jedoch die Zahl der Arbeitnehmenden aus, die aus anderen Branchen in das Gastgewerbe wechseln. Diese Zahl ist seit 2019 stark rückläufig.

Laut einer Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) aus dem Jahr 2019 ist der Fachkräftemangel das größte wirtschaftliche Risiko für die Tourismusbranche. Zwei Drittel der Betriebe sind davon betroffen. 66,5 Prozent der Hoteliers sehen in der Personalgewinnung das größte Problem für die Hotellerie.

Beschäftigungsentwicklung im Gastgewerbe von 2013 bis 2022

Grafik, die die Beschäftigungsentwicklung im Gastgewerbe von 2013 bis 2022​ zeigt
DEHOGA Bundesverband: Beschäftigungsentwicklung, Stichtag jeweils 30. Juni



Attraktivere Arbeitsplätze schaffen – Die Rolle von Prozessoptimierung und Digitalisierung

Der Fachkräftemangel in der Branche wird durch schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, fehlende Wertschätzung, unmotivierte Kollegen und mangelnde Aufstiegschancen weiter vorangetrieben. Ein Thema, das gegenwärtig häufiger thematisiert wird und immer mehr in den Fokus rückt, ist die Work-Life-Balance. In einer Zeit der Globalisierung und Digitalisierung und mit dem Übergang in die Generation Y, geboren zwischen 1980 und 2000, erlangt dieser Begriff immer mehr an Bedeutung. Menschen wollen mehr Freiheit, Selbstständigkeit, Flexibilität sowie Teilhabe an der Gemeinschaft. Zukünftig werden daher neue Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage-Woche und eine digitale Unterstützung für das Personal, aber auch digitale Prozesse für den Gast immer wichtiger. Diese Entwicklungen machen Arbeitsplätze in der Hotellerie wieder attraktiver und können langfristig dem Personalmangel entgegenwirken.

 

Gründe für einen Jobwechsel aus dem Gastgewerbe

Grafik die die Gründe für einen Jobwechsel aus dem Gastgewerbe​ zeigt
Eine Studie von Gronda mit Unterstützung des Hotel Adlon Kempinski Berlin, 2019: Was Arbeitnehmer in der Gastronomie & Hotellerie wirklich wollen

Nicht überraschend spricht das KOFA deshalb unter anderem folgende Empfehlungen für Hoteliers aus, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken:

  • Schaffung attraktiverer Arbeitsplätze
  • Stärkere Vermittlung von Sicherheit, Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeit, z.B. durch Imagekampagnen
  • Praktische Erfahrungen im Berufsfeld und Unternehmen durch Praktika und Schulkooperationen ermöglichen
  • Aktiv Quereinsteiger anwerben, entsprechende Offenheit in den Stellenanzeigen formulieren
  • Anpassungsqualifizierungen anbieten
  • Aktive Rekrutierung aus dem Ausland, Stellenanzeigen auf ausländischen Stellenbörsen veröffentlichen
  • Schaffung attraktiver Mitarbeiterempfehlungsprogramme

Fakt ist, Arbeitsplätze in der Branche müssen wieder attraktiver werden – vor allem für jüngere Generationen. In diesem Zusammenhang spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle, denn sie bietet die Möglichkeit, den Arbeitsalltag effizienter zu gestalten und das Personal zu entlasten. Durch eine Analyse der Arbeitsprozesse sollten zeitaufwändige Abläufe identifiziert werden. Dies trifft in vielen Fällen auf manuelle, sich wiederholende Tätigkeiten zu, die sich ohnehin schon negativ auf die Motivation der Mitarbeitenden auswirken.

Durch den Einsatz digitaler Lösungen können Hotels Arbeitsabläufe optimieren und automatisieren. Digitale Check-in-Verfahren, digitale Meldescheine und automatisierte Nachrichten sind nur einige Beispiele dafür, wie digitale Technologien dazu beitragen können, Arbeitsplätze attraktiver zu machen, die Motivation der Mitarbeitenden zu steigern und damit langfristig dem Personalmangel entgegenzuwirken.